Interview Grasegger

Dieser Beitrag steht schon besonders lange auf meiner ganz persönlichen Wunschliste. Es liegt mir besonders am Herzen, mir für die Firma und Familie Grasegger Zeit zu nehmen, die richtigen Impulse zu finden und diese in schöne Zeilen zu fassen. 
 
Das traditionelle Familienunternehmen gibt es nun seit über 30 Jahren so, wie wir es heute kennen. Einer der Meilensteine der Unternehmensgeschichte war der Kauf der Manufaktur – der Startschuss zur einer eigenen Produktion am Anfang der letzten Jahrtausendwende. Für mich ist das eine besonders beeindruckende Geschichte, da man hier in einer Zeit, in der die Tracht wohl einen ihrer Tiefpunkte erlebte, großes Engagement und Mut bewiesen hat, um Arbeitsplätze zu sichern und das Rad weiter am Laufen zu halten. Starker Wille, Durchhaltevermögen und Geschäftssinn bewährten sich in Zeiten der Krise. Eine Situation, die uns auch momentan sehr vertraut scheint.

Die enge Verbindung zu unserem Haus und zur Familie Greif besteht bereits seit mehren Generationen – eine wundervolle Herzensgeschichte. So durfte schon meine Urgroßmutter beim damaligen Kaufhaus Hartenstein volontieren bevor sie am Tegernsee das Zepter übernahm. Umgekehrt verbrachte Marianne Grasegger, der wir gleich ein paar Fragen stellen dürfen, zwei wohl ihrer schönsten Sommer am Tegernsee bei uns. Ich selbst durfte mich als Praktikantin während des Studiums in Farchant in der Manufaktur einbringen – eine großartige Schule, für die ich immer noch sehr dankbar bin.
Für mich sind das Haus und die Manufaktur Grasegger immer wieder Vorbilder. Das gut sortierte Angebot und die Räumlichkeiten, ebenso wie die Bodenständigkeit des Sortiments, die zu einem wesentlichen Teil der Unternehmensphilosophie wurden. Eine Einladung zum bewussten Umgang mit Mode. Der Stil zeigt sich individuell und vielfältig. Trends werden modisch interpretiert ohne sich diesen zu beugen. Für den Kunden, der hier immer im Mittelpunkt steht, wird entworfen und aus dem umfangreichen Sortiment sorgfältig ausgewählt. So wird dem Kaufhaus mit über 1.800 Quadratmetern eine sehr persönliche und familiäre Note eingehaucht.

Wir freuen uns, dieses Jahr das erste Mal eine Damenkollektion mit genau dieser Handschrift zu präsentieren. Kleider, Westen, Röcke und Jacken – neu gedacht mit aufwendig gereihten Parts, fein abgestimmten Bändern und vielen Details, die zum Entdecken einladen. Wir haben für Euch unsere Lieblingsteile ausgewählt und möchten damit zeigen, wie vielfältig sie interpretiert werden können – auch in diesen Zeiten, in denen das Dirndl scheinbar mal kurz in den Hintergrund gerückt ist. 
Lasst Euch inspirieren von den Kreationen, ob modisch gestylt mit einer High Fashion Bluse von Federrock und einer Marlenehose oder auch klassisch als Kostüm.

Fragen an Marianne Grasegger

Was war die größte Herausforderung bei der ersten hauseigenen Damenkollektion?
Die größte Herausforderung ist es, eine Idee in die Realität umzusetzen. Ein guter Schnitt, die perfekte Verarbeitung und Stoffe, die zu meinem Wertedenken passen, sind wichtige Bestandteile unserer ersten Kollektion und natürlich auch für die Zukunft.

Was inspirierte dich/euch bei der Definitionen der Schnitte und Details?
Ich habe das Glück, dass wir sowohl eine Designerin, sowie eine Schnittdirektrice in unserer Manufaktur beschäftigen, so konnten wir jeden unserer Schnitte selbst erarbeiten und unsere Näherei hat immer wieder Teile genäht, die wir dann ausprobiert haben bis ein Schnitt passt. Ein langer Prozess, sehr aufwendig, aber so entsteht eine eigene Handschrift. Für jede Kollektion gibt es als ersten Schritt ein Moodboard, eine Sammlung aus Bildern über Natur, Kultur, alten Trachtenbilder, neuer Mode von internationalen Designern, Menschen, Architektur und vielem mehr. Da findet sich dann so manches Detail für unsere Kollektion.
 

Wie hat dich die Entwicklung eures Hauses in den vergangenen Jahren begleitet und geprägt oder umgekehrt – wie hast du die Veränderungen mitgestaltet?
Die Entwicklung ging immer im Gleichklang mit der persönlichen Entwicklung. Inspiriert durch Messen, Reisen, Kunst, Kultur und unsere Heimat war der größte Entwicklungsschub der Einstieg unseres Sohnes „Franz“. Er brachte den Elan und den Spirit einer neuen Generation in unsere Firma.

Was bedeutet für dich das Wort Heimat und wie eng ist es mit der Tracht verbunden? 
Heimat ist für mich zum Einen das Werdenfelser Land mit der wunderschönen Natur, die Berge, das Licht und die Menschen, die hier leben. Zum Anderen das starke Gefühl verwurzelt zu sein, um sich frei nach außen bewegen zu können. Unser „Gwand“ macht dieses Gefühl sichtbar und für mich alltäglich.

Lernen wir aus diesen besonderen Zeiten? Ergeben sich vielleicht sogar neue Chancen, weil man anders und flexibler denken muss?
Ja, davon bin ich überzeugt. Ich denke, wir gehen wieder bewusster mit unserem Leben um und dazu gehört neben Essen, Wohnen und Reisen natürlich auch als wichtiger Bestandteil, was wir anziehen. Ich bin davon überzeugt, dass regionale Bekleidung wichtiger wird. Im Moment gibt es der Krise geschuldet viele neue Aufgaben zu bewältigen, aber es fühlt sich auch ein bisschen wie ein Neuanfang an und das finde ich spannend.

Alexandra Keil: Abschließend möchte ich auch hier noch einmal von Herzen DANKE sagen. Für die Chance bei der Herrenkollektion immer wieder eigene Ideen einbringen zu dürfen, für die Fertigung kleiner Sonderserien und das Verständnis für meinen Tiefgang bis ins allerletzte Detail bei der Stoff- und Schnittauswahl während meiner Ordertermine.